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Bühnenstücke

Synopsis zum Bühnenstück "Martin Luther - Magister der freien Künste"

Genre: Dokumentation, Drama

Handelnde Personen:
1. Martin Luther (22 Jahre)
2. Crotus Rubianus, Kommilitone Luthers (25 Jahre)
3. unbekannter Lateinschüler aus Eisenach (37 Jahre)

In seinen Memoiren nannte Martin Luther die Stadt Erfurt mehrfach "ein fruchtbar Bethlehem". Hier studierte er von 1501 bis 1505 an der Universität, aber schon bald wählte er einen für sich selbst und seine Freunde unerwarteten "neuen Weg". Er wurde Mönch im Augustinerkloster. Aber was war der wahre Grund für Luthers Entscheidung, sein Leben Gott zu widmen? Der Film spielt in den letzten Tagen seines studentischen und weltlichen Lebens. Er ist im Begriff, ins Wirtshaus zu gehen, um im Kreise seiner Freunde seinen zweiten akademischen Grad, den Magister der freien Künste, zu feiern. Da kommt unerwartet Besuch für Luther: Irgend so ein Lateinschüler aus Eisenach, der Stadt, die Luther selbst als seine  "Lieblingsstadt" ansah, wird ihm angekündigt. Die Begegnung mit diesem Unbekannten wird die alte Welt für immer verändern, die bald von der katholischen zur evangelischen wird! Aber wer versteckt sich hinter der Gestalt des Schülers der Lateinschule?

Den gemeinsamen Raum, in dem mehrere Studenten der philosophischen Fakultät der Universität wohnen, betritt Luthers bester Freund, Crotus Rubianus. Er fordert Martin bestimmend auf, sich zu beeilen, da der Bursenvater die Tür in einer halben Stunde abschließt. Und anstatt eine schöne Zeit mit Freunden und jungen Schönheiten zu verbringen, würden sie in den grauen und düsteren Bursenmauern gefangen sein. Martin  findet nach langem Herumsuchen seinen Dolch, ein nicht unwichtiges Attribut der Studenten dieser Zeit. Schließlich war ihnen das Recht gegeben, frei Waffen zu tragen.

Auf der Schwelle der "Studentenzelle" erinnert sich Crotus aber an einen gewissen Lateinschüler, der den neu gebackenen Magister unbedingt treffen wolle. Die Glocke schlägt schon dreiviertel acht. Es wird höchste Zeit. Nach einigem Überlegen beschließt Martin doch, noch mit dem ihm unbekannten Schüler zu sprechen und nimmt an, dass ihr Gespräch nicht länger als eine Minute dauern würde. Nur unter dieser Bedingung lässt Crotus den Schüler zu Luther vor und geht selbst hinaus.

Martin sieht einen Unbekannten vor sich, der ganz in schwarz gekleidet ist und eine Kapuze über den Kopf gezogen hat. Der Magister macht mit seiner ganzen Art deutlich, dass er in Eile ist und bittet den Lateinschüler, doch gleich zur Sache zu kommen. Aber der Schüler scheint den Magister nicht zu hören und mustert neugierig die Einrichtung des gemeinsamen Raumes. Der Schüler ist in seinen Bewegungen bedächtig und wendet seinen Blick jedes Mal ab, wenn Martin ihn geradewegs anblicken will. In dem dunklen Raum ist es nicht einfach, die Gesichtszüge des Unbekannten zu erkennen. Das Wichtigste ist jetzt, herauszufinden, was ihn zu Martin führte.

Ohne Hast, aber ganz betont sagt der Unbekannte, dass er drei Tage und zwei schlaflose Nächte auf dem Wege hierher zugebracht hat, was darauf hindeuten soll, dass der Magister bitteschön höflicher mit dem umgehen sollte, der ihm einen Brief von Eisenach gebracht hat. Martin bittet ungeduldig, ihm den Brief zu geben, aber der Unbekannte zuckt nur mit den Schultern, sich entschuldigend, dass ihm der Brief auf dem Weg verloren gegangen ist. Martin ist verärgert, bittet aber dann darum, ihm den Adressaten des Briefes zu nennen. Doch auch diese Frage bleibt ungelöst, da der Bote den vergessen hat, der Martin einen Brief geschrieben hat.

Da kommt Crotus ins Zimmer, der meint, das Gespräch sei sicherlich zu Ende und man solle sich nun beeilen, um die Herberge zu verlassen, solange der Bursenvater noch nicht abgeschlossen hat. Martin erzählt kurz, was passiert ist und Crotus lacht den "Lateiner" aus. Der Schüler bleibt ihm auch nichts schuldig und sagt, er sei bereit, sich an den Adressaten zu erinnern, wenn Crotus den Raum verlässt. Mit zusammengebissenen Zähnen geht Crotus hinaus, fordert aber noch von Martin, sich des frechen und dummen Schülers doch zügig zu entledigen.

Nach vielem Hin und Her von seiten des Lateinschülers gelingt es Martin endlich herausfinden, dass ihm Ursula Cotta einen Brief geschrieben hat. Diese beiden Worte verändern Martins Absichten völlig, und er ist jetzt bereit, von Ursula zu hören. Am liebsten  eine ganze Ewigkeit lang.

Doch Crotus verliert endgültig die Geduld, stürmt ins Zimmer und ist drauf und dran, Martin mit Gewalt aus der Burse herauszubringen. Crotus versucht, Martin zur Vernunft zu bringen, aber dieser bleibt stur. Der Magister weist Crotus die Tür. Einen solchen Umgang mit sich kann Crotus nicht ertragen und sagt Martin alles auf den Kopf zu, was er über ihn und seinen Vater denkt. Im Zorn nennt er Martin einen "Bauernsohn" und dass er, ein Höfling, es für unter seiner Würde hält, an einem Tisch mit einem Bauern zu sitzen.

Die beiden jungen Studenten reden mit erhobener Stimme und wollen miteinander kämpfen. Aus Busenfreunden sind in einem Augenblick erbitterte Feinde geworden. Schon fließen Blutstropfen, aber plötzlich stellt sich der Lateinschüler zwischen sie und  versucht mit allen Kräften, das nicht wieder Gutzumachende zu verhindern. Tapfer versucht er, den Studenten Einhalt zu gebieten. Nur bleiben alle seine Argumente ungehört, und er beginnt, ohnmächtig zu weinen. Diese unerwartete Reaktion bringt den Widerstreit zum Stillstand und Crotus geht stolz, aber allein in das Gasthaus.

Im Zimmer jedoch entzündet Martin auf Bitten des Schülers Kerzen an. Und in diesem warmen und sanften Glanz erscheint ihm wie ein Wunder Ursula Cotta. Der Magister kann nicht verstehen: Wie und wann wurde der Schüler zu der Frau, von der er seit mehreren Jahren geträumt hatte?! Die Harmonie der beiden Verliebten wird wiederum von Crotus unterbrochen, der erbost darüber, dass die Bursentür vor seiner Nase abgeschlossen wurde, den Raum betritt. Mit Verwunderung sieht er auf die Unbekannte und die glücklichen Augen von Luther sagen ihm alles. Crotus erpresst offen den Magister und bekommt für sein erbetenes Schweigen eine großzügige Belohnung von Martin, dessen Geldbeutel. Aber edel verweigert er den Geldbeutel, den Ursula ihm anbietet und verlässt die Burse durch das Fenster eines anderen Raumes, um fremde Aufmerksamkeit nicht auf die Beiden zu lenken.

Jetzt weiß Ursula nicht, was sie tun soll und bittet den Magister, eine Möglichkeit zu finden, dass der Bursenvater die Tür öffnet und sie irgendwie in die Freiheit gelangt. Dazu bietet Martin drei ungewöhnliche Möglichkeiten an, die seiner Meinung nach dieses ganze schlafende Reich aufwecken können.

Aber weder Feuer noch Pest, ja noch nicht einmal so eine Botschaft von staatstragender Bedeutung wie der Tod des Papstes, von denen der Magister lauthals aus dem Fenster kündet, führt die Gefangene nicht aus ihrer misslichen Lage heraus. So beschließt Ursula, bis zum Morgen in der Burse zu bleiben. Und so tischt Martin mit Freuden für seinen nächtlichen Gast auf, spielt für Ursula die Laute und singt sogar für sie. Müde vom Weg, bittet die Frau den Magister, ihr sein Bett zu zeigen, damit sie sich von den Strapazen ausruhen könne. Ursula legt sich hin. 

Luther steht vor ihr und seine Stimme zittert vielsagend. Der Magister versucht, die Gunst der geliebten Frau zu erlangen. Ursula hat jedoch Angst, mit dem Magister zu sündigen. Der heimliche Wunsch wächst in ihr mit jeder Minute, doch sie widersteht mutig der Versuchung. Luther sieht Ursula flehend an ... Die Frau bietet Martin an, sich in das benachbarte Bett zu legen, das, was am nächsten ist. Das ist alles, was Ursula für den Magister tun kann.

Das Herz des jungen Mannes will diese Absage aber nicht einfach so akzeptieren. Alles oder nichts! Um Ursulas Widerstand vielleicht brechen zu können, zeigt Martin auf zwei Ablässe, die er vor kurzem bei Gelegenheit erworben hat. Sie brauchen nur ihre Namen einzutragen und Mann und Frau können sich später wieder als rein und unbefleckt betrachten. Der Ablassschein: Er verspricht die Vergebung aller Sünden. Aber Martin bekommt ein bestimmtes Nein zur Antwort. Da schlägt der Magister vor, nur einen Namen, Ursulas Namen, einzutragen. Martin ist bereit, alles, auch seine unsterbliche Seele, zu opfern, nur um diese Nacht mit Ursula zu verbringen. Was dann mit Martin passiert, ist ihm jetzt in diesem Augenblick ganz egal. Aber die Worte des Magisters beleidigen Ursula nur.

Wie konnte Martin nur so geringschätzig von ihr denken? Ursula akzeptiert solch ein Opfer nicht. Das Gewissen und die Pflicht erlauben es ihr nicht, über sich hinaus zu gehen. Die Liebe zu Gott und der Gehorsam Ihm gegenüber sind stärker als die Liebe der Frau zu dem jungen Menschen. Umso mehr, als zwischen dem sündigen Menschen und dem Schöpfer kein Vermittler sein kann. Kein Papst ist imstande, dem Menschen seine Sünden zu "erlassen". Dies kann nur Gott tun und kein anderer. Martin sieht eine wahrhaft gläubige Frau vor sich und gibt schließlich auf. Das Einzige, was sich der Magister von Ursula erbittet, ist das Recht, die Nacht neben ihr zu verbringen und ihre Hand zu halten.

Vor dem Fenster tobt ein Unwetter. Es weht ein starker Wind. Gewitter grollt. Allmählich erlöschen die Kerzen im Raum. Die ganze Nacht sitzt Martin neben Ursula, hält ihre Hand und spricht mit ihr, die schon eingeschlafen ist. Er erklärt sich ihr über Gott und träumt.

Erst vor Sonnenaufgang schläft auch der Magister ein. Ursula steht vorsichtig vom Bett auf und sieht den schlafenden Martin, küsst ihn zum Abschied und geht leise weg. Buchstäblich auf dem Fuße kommt Crotus hinter ihr in den Raum. Er hatte die ganze Nacht draußen vor der Tür verbracht und jedes ihrer Worte gehört. Er weckt Martin und fordert ihn auf, sofort Ursula hinterher zu laufen, um sie zurückzuholen. Luther rennt zur Tür, bleibt aber wie angewurzelt vor ihr stehen und geht zurück. Crotus sieht, dass es Martin schwer fällt und will schon selbst Ursula suchen gehen. Aber der Magister hält ihn zurück und bittet ihn, es nicht zu tun.

In dieser Nacht hatte Luther es bereits beschlossen und seinem Freund offen von seinem Wunsch erzählt, ins Kloster zu gehen. Crotus weigert sich, seinen Ohren zu trauen, in der Hoffnung, dass der Magister sich doch noch besinnt. Luther umarmt Rubianus zum Abschied. Lange stehen sie so da und verstecken die Tränen in ihren Umarmungen.

Einer nach dem anderen kommen die Studenten in das Zimmer und schauen lange auf den Abschied der vertrauten Freunde.

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