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Drehbücher

Treatment zum Film "Der Nachtportier"

nach dem Bühnenstück "Der Nachtportier" von Sergej Ianachi

Genre: Komödie, Abenteuer

Rollen:
1. Stefan Neumann, Nachtportier
2. Georg Donner, Hoteldirektor
3. Falk Eisner, Hotelgast in Zimmer 339
4. Luise Eisner, seine Frau
5. französische Sängerin in Zimmer 310
6. Isabella Meise in Zimmer 333

 

Georg Donner, Direktor eines Vier-Sterne-Hotels, geht in zufriedener Stimmung aus dem Haus. Seine geachtete Stellung und sein reifes Alter lassen aber keine kumpelhafte Beziehung zu seinen Untergebenen zu, für die er als leuchtendes Beispiel zur Nachahmung gilt. Er ist sich seiner großen Verantwortung stets bewusst und agiert ernsthaft. Wie aus dem Ei gepellt, setzt sich Donner in sein Auto der Premiumklasse und macht sich auf zur Arbeit. Hinter den blitzblanken Autoscheiben ziehen die Straßen der großen Stadt schnell vorüber. Im Auto selbst hört der Hoteldirektor die neuesten Nachrichten aus dem Radio. Sein Gesicht nimmt beim Hören der alarmierenden Nachrichten von den Finanzmärkten einen besorgten Ausdruck an. Wiederum ist der Börsenindex zurückgegangen. Bei der Tragik dieser Informationen scheint selbst die Autoantenne umzuknicken, die offensichtlich auch nicht willens und bereit ist, solch potentiell gefährliche Neuigkeiten auszuhalten.

Da hätte Donner, in seine Gedanken vertieft, beinahe verpasst, an der Kreuzung nach rechts zum Hotel abzubiegen. Und so muss er spontan in die Eisen gehen. Dem angeschnallten Fahrer passiert nichts, doch die Aktentasche auf dem Beifahrersitz fällt mit einem Krachen herunter. Er schnallt den Gurt ab und muss den Inhalt der Tasche erst mal wieder zusammensuchen. Ein flüchtiger Blick auf den Inhalt der Tasche verrät vieles über seinen Besitzer. Da findet sich so ziemlich alles, was zu einem Angestellten in hoher Position so gehört: Verträge, Hefter, Personalakten von Angestellten. Nichts kann die Bedeutung von Donner im großen Getriebe der Verwaltung des Hotels besser dokumentieren. Flüchtig durchschaut er die erste Personalakte, die ihm unterkommt und blättert zurück zur ersten Seite, von der ihm die Fotografie eines jungen Menschen entgegenschaut. So paradox es scheint, doch irgendwie  lacht ihn dieses Foto jedes Mal aus, was ihm andeutet, veralbert zu werden.

Ja, das ist er, dieser Nachtportier. Stefan Neumann … Stefan. Der Teufel sollte ihn holen.          Die Gesichtszüge dieses Untergebenen sind nicht im Entferntesten als intelligent zu bezeichnen. Ja, dieser junge Mann glänzt nicht mit großem Verstand. Er ist einfach gestrickt und etwas begrenzt. Dazu ungelenk und sogar etwas dümmlich. Die zerzauste Frisur des Nachtportiers spricht geradezu vom Spontanen seiner dummen Gedanken, die, so schnell wie sie in seinen Kopf kommen, ihm auch wieder entfliehen. Nur eines ist unzweifelhaft: Der Nachtportier ist ein Verschlagener. Und ihn hereinzulegen ist nicht ganz so einfach. Die Haarfarbe von Stefan Neumann ist ebenso nicht ganz eindeutig. So scheint es, dass diese aschblond ist, ein anderes Mal hellbraun. Kurzerhand: Das Ganze ist wohl kein Foto, sondern eher ein ungelöstes Kreuzworträtsel. Das Gesicht des Herrn Direktor legt sich in Falten und gibt ungewollt das gehobene Alter preis. Da fällt ihm plötzlich ein, mal in den Spiegel zu schauen, wobei er nervös die Falten zu glätten versucht.

Die unerklärliche Sinnestäuschung, die vom Foto des Nachtportiers ausgeht, versucht er mit einer nervösen Kopfbewegung von sich zu schütteln. Er nimmt eine Beruhigungstablette zu sich. Während der Herr Direktor um sein Äußeres bemüht ist, schaltet die Ampel auf Grün. Alle Wagen hinter ihm warten nur auf seine Abfahrt. Man hupt, denn man hat es eilig in seinen eigenen Angelegenheiten. Donner lässt sein Fenster herunter, streckt die Hand heraus, um mit einer Geste um Verständnis für die Verzögerung zu bitten. So etwas wird ihm nicht noch einmal passieren. Der rechte Blinker seines teuren Autos gibt nach wie vor sein gelboranges Signal.

Unerwartet bemerkt Donner eine Frau, die mit ihrem Cabrio in der linken Reihe steht. Der Hoteldirektor schaut gebannt auf die Unbekannte. Der Hut mit der breiten Krempe, die Sonnenbrille und der schöne fliederfarbene Schal verbergen alle Vorzüge dieser Vertreterin des schönen Geschlechts vor seinen Augen.

Der lustvolle Blick des Mannes bleibt der Frau nicht verborgen. Sie flirtet offen mit ihm, das eine Mal ziert sie sich, das andere Mal zwinkert sie ihm verspielt zu. Der Herr Direktor ist außer sich vor Freude. Seinen umwerfenden Eindruck auf Frauen schreibt er seinem grauhaarigen Aussehen zu, das er insgeheim nachfärbt.

Das rote Ampelsignal schaltet wiederum auf Gelb, was zur baldigen Weiterfahrt aufruft. Doch Donner bemerkt all dies nicht. Er ist wie trunken von dem so leichten Erfolg bei der Frau. Im Radio sucht er nun statt Nachrichten Musik. Schon lässt sich eine feurige lateinamerikanische Melodie vernehmen. Donner beginnt sogar, mit den Beinen zu tänzeln, um anzudeuten, dass er noch jung in der Seele und gut in Form ist …

Die Autos in Donners Reihe beginnen nun so zu hupen, dass sich selbst Passanten umschauen müssen. An den umliegenden Häusern öffnen sich Fenster, um nachzuschauen, was dieses Mal wieder passiert ist an diesem Unfallschwerpunkt.

Um sich das lästige Heulen der Hupen und Flüche an seine Adresse nicht anhören zu müssen, stellt Donner die Musik noch lauter, noch immer benebelt vom Anblick der holden Weiblichkeit. Alles andere ist ihm jetzt schnurzegal. So egal, dass er allen hinter ihm mal kurzerhand den Stinkefinger zeigt.

Jetzt leuchtet die Ampel grün für alle Linksabbieger. Die Frau dreht sich zum letzten Mal in Richtung des Direktors um. Zum Abschied winkt sie ihm zu und schickt ihm Handküsschen. Der Herr Direktor schließt seine lüsternen Augen und stellt sich gedanklich alleine mit der Unbekannten vor. Während sich Donner wie im siebten Himmel fühlt, fährt die Frau fort.

Die Vorstellung von einem bevorstehenden und unweigerlichen Zusammensein mit dieser Frau scheint so real, dass selbst das Auto anfängt, Zeichen sexueller Aktivität von sich zu geben. Es zittert, seine Scheiben bedecken sich mit Dampf und die Scheibenwischer gehen von selbst an. Noch eine Weile und es geht auf seine Hinterräder.

Als er die Augen öffnet und die Frau nicht neben sich findet, ordnet er sich schnell von der rechten in die linke Spur ein. Da er jetzt bei Rot fährt, verursacht er noch fast einen Verkehrsunfall. Er drückt aufs Gas und folgt der Unbekannten im Cabriolet. Der Herr Direktor ahnt noch nicht, dass die Bekanntschaft mit der Frau, die er an der übernächsten Querstraße einholt, mit einer Verkehrswidrigkeit endet. Denn die Unbekannte ist Verkehrspolizistin.

Just zu diesem Zeitpunkt kann man sich im Hotel nicht erklären, warum der Herr Direktor noch nicht da ist. Er, der immer so genau und pünktlich wie die berühmten Schweizer Uhren ist.  Auf den Hotelparkplatz fährt langsam das Auto ein, an dessen Steuer Georg Donner sitzt. Er ist etwas erregt und versucht, sein morgendliches Abenteuer zu verbergen. Sein teures und neues Auto hält neben einem Auto Baujahr 1968, das eher aussieht wie ein Haufen Schrott.

Schwer auszudenken, dass ein Gast des teuren Hotels da mit solch einem alten Volkswagen gekommen sei. Donner schaut dennoch mit Interesse auf den Oldtimer: tritt vor die platten Räder, schaut auf die gebrochene Windschutzscheibe und rüttelt am Gepäckträger, der auf dem Dach des Autos angebracht ist. Mit solchem Spaß an der Sache, scheint es, dass er sogar bereit wäre, dieses Wrack in seine Einzelteile zu zerlegen. Ohne es zu bemerken, wird Donners weißer Anzug zunächst grau und schließlich ganz schwarz. Als er sich dem eigentlichen Hotel schon nähert, fängt er einige auf sich gerichtete komische Blicke Vorübergehender ein. Der Schrecken packt ihn, als er bemerkt, dass er wie ein Mann für Drecksarbeit aussieht. Selbst das weiße Taschentuch, mit dem er versucht, die schwarzen Flecken auf dem weißen Anzug zu entfernen, kann ihm nicht helfen. Jetzt muss er sich - wenn möglich - unerkannt in sein Büro schleichen, um sich dort erst einmal umzuziehen. Er schmeißt das Taschentuch in den Abfalleimer gleich am Eingang des Hotels.

Donner geht zu seinen Pflichten über und betrachtet wachsam sein Terrain. Sein Blick streift über das Hotel, sein Namensschild und die fünf goldenen Sterne.         Aber wann das Vier-Sterne-Hotel noch einen Stern erhalten hatte, ist ihm nicht klar. Er versucht sich Klarheit zu verschaffen und bemerkt, dass irgendjemand den fünften Stern mit Kreide dazu gemalt hat. Er muss sofort etwas unternehmen, um den fiktiven Stern vom Schild zu entfernen. Da er gerade nichts anderes zur Hand hat, kramt Donner im Abfalleimer, um schließlich das Taschentuch wieder herauszuholen und die Kreideaufschrift abzuwischen.

Währenddessen wird der Concierge des Hotels seines Chefs gewahr. Er will zunächst seinen Augen nicht trauen und spricht mit zugekniffenen Augen davon, dass es keinen Sinn macht, hier Flaschen zu suchen. Denn das machen hier schon andere. Noch schweigt der ansonsten so lautstarke Donner scheu und ist nicht in der Lage, sich irgendetwas Originelles einfallen zu lassen, um den Concierge auf den fünften Stern hinzuweisen, damit dieser anstelle des Direktors eben diese Sache erledigt. Der Concierge sieht mit Vergnügen zu, wie der Direktor des Hotels höchstselbst Hand anlegt, um den Stern vom Schild zu entfernen. Nur komischerweise verbleiben nach dem Tun des Herrn Donner plötzlich nur noch drei Sterne.

Und dann versagen die Automatiktüren des Hotels, die mit Lichtschranken versehen sind, ihren Dienst und wollen sich vor dem Herrn Direktor nicht öffnen. Donner widerfährt zum ersten Mal eine solch dumme Situation. Ihm bleibt nur, zu raten, was noch so alles bis zum Ende des Arbeitstages passieren wird. Immer noch reagieren die Türen nicht auf den Direktor. All sein Gestikulieren und sogar sein Dienstausweis helfen ihm nicht. In eben diesem Moment redet der Concierge auf den Direktor ein und erwähnt fortwährend den Vornamen des Nachtportiers. Da hat Stefan wieder etwas angerichtet! Und noch dazu wie!

Dieses Mal feierte er mitten im Foyer des Hotels mit den Musikern einer Rockband bis zum Morgengrauen, die gestern in der Stadt auftraten. Zunächst will der Direktor dieser Geschichte gar keinen Glauben schenken. Aber als er einige pikante Einzelheiten erfährt, wird er fuchsteufelswild.  

Es stellt sich heraus, dass die anfängliche kleine Party gestern in ein Gelage, geradezu eine Orgie, ausartete. Die betrunkenen Musiker traten da völlig nackt in Art von Statuen auf und spielten auf ihren Instrumenten. Und dabei schwang sich der Nachtportier zur ersten Geige auf. Wut und Raserei erfassen den Herrn Direktor, der sich noch vor kurzem in guter Verfassung zur Arbeit aufmachte. Und nun hier das …

Aber vor allem nervt Donner jetzt die Eingangstür des Hotels, die keinen Mucks von sich gibt und sich von seinen Drohungen und Überredungskünsten nicht beeindrucken lässt. So passiert unerwartet das Wunder: Die Tür öffnet sich nun doch und heraus tritt der Nachtportier.

Donner schaut Stefan Neumann entgeistert an, der ihn noch nicht einmal grüßt, sondern zielgerichtet hinter der Ecke des Hotels verschwindet. Dessen zerzauste Frisur und die orangefarbenen Turnschuhe schimmern ihm vor Augen. Genau in diesem Moment kommt von der Ecke, hinter der der Nachtportier soeben verschwand, eilig der Hausmeister des Hotels angelaufen. Angstvoll schaut er auf die Uhr, denn er ist schon 45 Minuten zu spät zur Arbeit.

Vorgesetzter und Untergebener treffen an der Schwelle des Hotels aufeinander. Donner will dem Hausmeister bereits Vorhaltungen machen, da besinnt er sich seines doch etwas unpässlichen Äußeren. Aber selbst jetzt ist der große Unterschied zwischen beiden spürbar. Für den ausgesuchten Geschmack des Herrn Direktors ist der Hausmeister fürchterlich und geschmacklos gekleidet. Dazu noch die orangefarbenen Sportschuhe, die er bereits irgendwo gesehen hat. Nur wo?

Donner denkt an die neueste Jugendmode, in der sicherlich solch praktische Schuhe eine Rolle spielen. Passend zu seiner Kleidung ist der Hausmeister grob gescheitelt frisiert und die große Hornbrille verleiht ihm das Aussehen eines unerkannten Genies. Donner kommt zum Schluss, dass, wenn die Natur sich schon so lustig macht über diesen Menschen, er lieber dem Hausmeister gnädig den Vortritt überlässt.

Geschäftige Hektik erfüllt ständig die Mauern des Hotels. Die einen kommen an, die anderen verlassen das Hotel, da wird Bekanntschaft geschlossen, dort nachgefragt oder präzisiert … Wie in einem Ameisenhaufen laufen die Menschen hin und her.       

Da tritt auch der Direktor im neuen Anzug ans Licht und gerät sofort in das Kreuzfeuer von Gerüchten, Klatsch und Tratsch und unzähligen Bitten. Selbst er, der in seinem Leben bereits so vieles gesehen hat, gerät in Schrecken, als er sieht, wie die heruntergekommenen und übernächtigten Leute mit ihren Musikinstrumenten in den Händen aus dem Aufzug herauspoltern. Da gibt es keinen Zweifel: Das sind wohl die Zechbrüder des Nachtportiers vom Vorabend. In seiner Einbildung malt sich der Herr Direktor förmlich diesen gestrigen Abend aus, wie sich offensichtlich intelligente Menschen innerhalb weniger Stunden unter Anleitung des Nachtportiers in solch einen traurigen Zustand verwandelten.

Gejohle, Schreien, Klirren von zerbrochenem Glas und Mädchengekreisch klingen ihm in den Ohren. Immer noch grüßt unsichtbar, aber geradezu wie ein Omen dieses Wort „Nachtportier“ durchs Hotel. Dieses Thema ist nun Hotelgespräch. Dieses höhnische Lachen, zweideutige Lächeln und allgegenwärtige Flüstern ringsum gehen Donner schwer an die Substanz. Er muss unbedingt gegensteuern, hier etwas unternehmen, damit Ordnung und Disziplin wieder einkehren. Donner will den Nachtportier entlassen und wartet nur auf dessen Erscheinen, um ihm dies persönlich mitzuteilen. Man hätte sich schon längst trennen müssen von Stefan Neumann, aber jetzt ist es geradezu unausweichlich geworden. Der Direktor bittet seine Sekretärin, die Kündigung des Nachtportiers vorzubereiten und unterschreibt diese alsbald. Alle anderen Worte wird er Neumann direkt ins Gesicht sagen.

Als er in der dritten Etage unterwegs ist, bemerkt Donner plötzlich, dass sich auf der Etage komischerweise zwei Zimmer mit der Nummer 336 finden. Da er meint, sich vielleicht geirrt zu haben, geht der Direktor auch noch ein zweites und sogar ein drittes Mal über den Flur und zählt alles noch einmal an seinen Fingern ab. Doch es verhält sich tatsächlich so. Mit dem einen kleinen Unterschied, dass das eine Zimmer eine Suite ist, das andere ein Einbettzimmer.

Erst jetzt fällt es ihm wie Schuppen von den Augen, dass das zweite Zimmer mit der Nummer 336 in Wirklichkeit die 339 ist. Denn die letzte Ziffer 9 hatte sicherlich ihren oberen Halt verloren und verwandelte sich damit zur 6.       

Um etwas vorzugreifen: Infolge dieses tragischen Zusammenfalls von Umständen kommt es auch zu allen möglichen unglaublichen Ereignissen während des Dienstes des Nachtportiers. Gewahr dieser Unordnung, bittet Donner das Zimmermädchen, den Hausmeister zu holen, um diesen Defekt abzustellen. Er bleibt vor Ort und wartet auf dessen Eintreffen. Es dauert lange. Sehr lange! Als er die Geduld verliert, macht er sich selbst auf, den Hausmeister zu suchen. Von der dritten Etage läuft er über die Treppe hinunter in den Keller, wo sich dessen Werkstatt befindet.

Auf dem Weg dorthin scherzt er mit den entgegenkommenden Zimmermädchen, so manche fasst er dabei an. Keine von ihnen kann sich dem Herrn Direktor aus Respekt vor seinem hohen Posten entziehen. Endlich kommt Donner in der Werkstatt an, hinter deren Tür irgendetwas Unvorstellbares passiert. Als ob eine ganze Werkzeugfabrik in diesem kleinen 10-Quadratmeter-Zimmer untergebracht sei. An das Ohr des Direktors dringen Töne wie von Fräs- und Drehmaschinen. Sogar Funken vom Schweißen fallen durch die Tür zu Donner Füßen. Er öffnet fassungslos die Tür zur Werkstatt, die bereits etwas geöffnet steht. Was muss er sich da ansehen?

Der Hausmeister schläft tief und fest auf dem Sofa. Die auf Band aufgenommenen Töne von Werkzeug in Aktion täuschen schwere und mühevolle Arbeit vor. Sogar Leuchtmusik ist dazu angeschlossen. Davon wird das Zimmer rot und blau erleuchtet. Die Entrüstung des Herrn Direktors kennt keine Grenzen. Er schreit den Hausmeister an und stößt ihn gewaltsam von der Couch. Der aufgewachte Hausmeister brummt etwas Unverständliches, um sich zu rechtfertigen und stößt dabei auf. Die Angst hat den Hausmeister gelähmt, der erst jetzt seine Hornbrille aufsetzt und schwört, dass er jede Weisung des Herrn Donner ausführen wird. Ein Augenblick vergeht und er eilt in die dritte Etage, um die Sache dort in Ordnung zu bringen.       

Der Direktor aber hält sich noch lange in der Werkstatt auf und staunt über den Erfindergeist des unerkannten Genies. Eine der Erfindungen des Hausmeisters interessiert Donner besonders. Von Natur aus neugierig, widerfährt ihm ein leichter Stromschlag. Der Herr Direktor ist geschockt. Seine Frisur erinnert nun stark an Don King, den amerikanischen Boxpromoter. Er verflucht den Hausmeister und versucht, die Hände zur Faust zu formen. Aber es gelingt ihm nicht. Die Finger lassen sich nicht krümmen, aus dem Mund steigt ein leichtes Rauchen auf.  

Donner geht auf die Straße, um frische Luft zu schnappen. Nebenbei fragt er beim Concierge nach, wessen Karre da auf dem Hotelparkplatz steht. Als sich herausstellt, dass das Auto Baujahr 1968 dem Nachtportier gehört, ruft der Direktor den Abschleppdienst. Kurze Zeit später wird das Auto abgeschleppt, aber selbst jetzt wird Herrn Donner nicht leichter.

Es sind einige Stunden seit dem Unglücksfall des Herrn Direktor vergangen, als er schon etwas über den Berg ist und in der Hotelbar sitzt. Der Barkeeper ist ein junger Mann mit einer gefärbten Strähne an der Stirn, der mit schlitzäugigem Blick ständig Donner schmeichlerisch zulächelt beim Versuch, ihn wenigstens etwas zu trösten. Mit zitternden Fingern holt der Herr Direktor aus der Innentasche der Weste mühevoll ein Beruhigungsmittel. Die Tablette entgleitet ihm und verschwindet unter dem Tisch. Mit unterwürfigem Bemühen macht sich der Barkeeper auf deren Suche. Sogleich findet sich die Tablette an. Niemals bisher hätte der Herr Direktor das zu sich genommen, was am unpassenden Platze herumkullert. Aber jetzt ist ihm alles egal. Weil er mit gesenktem Blick die orangefarbenen Turnschuhe an den Füßen des jungen Barkeepers erblickt. Donner scheint sogar, dass er selbst solche auffallend grellen Schuhe trägt. Er bittet den Barkeeper, ihm ein Glas Whisky einzuschenken. Oder er würde den Verstand verlieren. Der Barkeeper lässt nicht lange auf sich warten und erfüllt dem Chef dessen Bitte. Der Alkohol kann Donner am besten aufmuntern. Und mit neuen Kräften geht er in sein Arbeitszimmer.

Dort wird er auch mit Ungeduld auf den Nachtportier warten. Alles Unglück, das über Donner gekommen ist, verbindet er mit der Erscheinung von Stefan Neumann, den er vor 2 Monaten flugs mal angestellt hatte.         Sekunden werden zu Minuten und Stunden, doch der Nachtportier kommt immer noch nicht. Nicht mehr in der Lage, einfach so am Platze auszuharren, geht Donner ins Hotelfoyer.  

Nichts vertreibt das Warten besser als die Arbeit mit den Gästen, die nun am Abend anreisen. So zum Beispiel der erste Neuankömmling, ein Rudersportler von Weltklasse. Da kein Flugwetter ist, muss er eine Nacht im Hotel zubringen. Der Herr Direktor gibt ihm bereitwillig den Schlüssel von Nummer 311. Der nächste Hotelgast ist ein merkwürdiges Mädchen, das Donner wie in Rätseln anschaut. Mit lautem Getöse geht sie in Zimmer 333.

Niemand als ein Mann wie Donner kann besser verstehen, wenn wie auf Knien um Hilfe gebeten wird, sowohl Frau als auch Geliebte ohne viel Aufheben in verschiedenen Hotelzimmern unterzubringen. Der Herr Direktor handelt entgegenkommend und schickt die Geliebte in die Suite Nr. 336, Mann und Frau aber ins Einbettzimmer Nr. 339. Um Ehre und Würde des Herrn Eisner zu wahren, vermerkt Georg Donner dieses weibliche Duett in der Ankunftsliste unter dem Namen dessen, der hinter diesem Beziehungswirrwarr steckt.

Die Gattin des Herrn Eisner ahnt nichts von einer Geliebten ihres Mannes. Sie ist ständig auf der Suche nach ihrem Mann, der immer irgendwohin gehen muss. Den ganzen Abend und die folgende Nacht wird Eisner so zwischen Frau und Liebhaberin hin und her pendeln und versuchen, beiden gerecht zu werden. Heimlich unterhält er sich mit der Geliebten auf dem Korridor und überredet sie, keinen Stress zu machen, denn das könnte seiner beruflichen Karriere schaden. Er hofft so sehr, dass seiner Frau das enge Einbettzimmer auf den Geist geht und sie nach Hause will, er aber mit dem Verweis auf dringende Belange das Wochenende mit der Geliebten verbringen kann. Doch die eifersüchtige Geliebte sucht scheinbar nur einen Vorwand, damit ihre Beziehung bekannt wird. Sie lauert ihrem Geliebten mal auf dem Flur, mal im Hotelrestaurant auf, der ihr schwört, schon morgen alles der Frau zu beichten.

Der letzte Hotelgast ist immer noch nicht da. Aber das baldige Eintreffen eines französischen Barden ist bereits per Fax angekündigt. Er soll mit dem Nachtzug aus Paris kommen. Alle Angaben über die neu angekommenen Hotelgäste hat der Herr Direktor festgehalten, der nun den Empfang als für seine Stellung ungewohnte Tätigkeit übernimmt, da der Nachtportier sich noch nicht hat blicken lassen. Wieder einmal wird er zu spät zur Arbeit kommen. Aber wenn man vom Teufel spricht oder an ihn denkt, dann kommt er auch. Beim Erscheinen des Nachtportiers drückt Donner nervös und mit aller Kraft auf den Türöffner. Im Vier-Sterne-Hotel steht ein kupfernes Trillern. Ein Klang, der Tote auferwecken kann.

Nur der leibhaftige Stefan Neumann hat es nicht besonders eilig. Ohne Hast kommt er an den Empfangstresen, hinter dem Donner wie in einem Löwenzwinger hin und her schleicht. Noch eine Sekunde und er wird sich wie ein wildes Raubtier losreißen und den Nachtportier zerfleischen. Aber dieser lächelt Donner nur geziert an, oft mit seinen langen Wimpern zwinkernd, um zu einer unterhaltenden Geschichte über die Gründe seines neuerlichen Zuspätkommens anzusetzen.

Mit scheinbar bereitwilligem Verständnis hört sich der Herr Direktor die unglaubliche Lügengeschichte aus dem Munde des Nachtportiers an, kündigt ihm dann aber mit Wonne und der Formulierung: „Kündigung wegen ständigen Mätzchen und des Versuchs, den Direktor als Vollidioten hinzustellen sowie das Hotel selbst in ein Irrenhaus zu verwandeln.“        

Da gibt es nichts zu deuteln an der einmal getroffenen Entscheidung von Donner. Stefan Neumann will schon nach Hause gehen. Aber der ganz vom Gedanken an die Kündigung beseelte Donner hat über alledem vergessen, für vernünftigen Ersatz zu sorgen. Sollte Donner das jetzt etwa selbst übernehmen müssen?! Und so kommt er auf den Gedanken, den Nachtportier mit morgigem Datum und anschließender Schlussabrechnung zu kündigen. Stefan lehnt diesen Vorschlag kategorisch ab und will seinen Lohn jetzt sofort haben. Donner bezahlt aus eigener Tasche, nur um nicht in sinnlosen Streit mit dem zu geraten, der immer recht behalten will.        

Der Nachtportier geht jetzt geschäftig seinen Aufgaben als Nachtportier nach, liest dabei etwas, legt etwas an seinen Platz, notiert und streicht etwas durch und wälzt irgendwelche Papiere. Donner weiht den Nachtportier vorsichtig in die Geschehnisse ein und berichtet über die neuen Hotelgäste. Stefan stellt sich sogleich, ohne die Gäste ein einziges Mal gesehen zu haben, deren jeweilige Charakteristik im Kopf zusammen, was übrigens gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt liegt.  

Alles wird mehr oder weniger klar für den Nachtportier, aber wie zwei Gattinnen des Herrn Eisner auf einmal in einem Hotel auftauchen, das erschließt sich ihm nicht. Erst nach weiteren Erklärungen wird vieles deutlicher. Denn die Geliebte des Herrn Eisner residiert im Zimmer 336, der Suite, das Ehepaar aber in der 339, einem Einbettzimmer. Und eben dieses Geheimnis soll der Nachtportier wie seinen Augapfel hüten oder zumindest nicht der wahren Ehefrau ausposaunen. Des Weiteren sollte Stefan Neumann nicht vergessen, dass ein älterer französischer Barde mit dem Nachtzug ankommen soll, dem das Zimmer 310 zu geben ist. Was das für ein Barde ist und was er so macht, versteht der Nachtportier kaum, aber aufmerksam verfolgt er alle Hinweise des Herrn Direktor, der klarmacht, ihn dieses Mal nicht aus den Augen zu lassen. Zum Abschied nennt er den Nachtportier verächtlich einen Nachttopf und fühlt dabei, dass er ihm wenigstens jetzt mal auf den Schlips treten konnte.

Allerdings versteht sich der Begriff „Arbeit“ in der Interpretation von Stefan Neumann als so etwas wie Erholung oder Hobby. Lange ersehnte Ruhe kommt auf. Langsam schleicht der Portier durch die ihm anvertrauten nächtlichen Hallen. Danach macht er es sich am Empfangstresen gemütlich und schläft genüsslich ein. Allerdings währt der Schlaf nicht lange, weil in einem Hotel immer irgendwer gerade nicht schläft und andere nicht schlafen lässt.

Was für Wünsche nicht alles auf den Kopf des Nachtportiers von Seiten der sündigen Kunden einprasseln! Hier das zum Beispiel: Da wünscht sich der Sportler von Zimmer 311 mitten in der Nacht eine Liebesdienerin aufs Zimmer. Und noch dazu eine keusche! Nur wo sie suchen und finden?

Obwohl der Nachtportier bereit ist zu helfen, wo er kann, wenn er genau weiß, auf welche Belohnung er hoffen darf. Er ist bereit, bis zum Morgen mit dem Gast zu handeln, denn von seiner Auswahl der „Ware“ hängt schließlich dessen gute Stimmung ab. Und der Geschmack des Nachtportiers ist dessen wert, nicht mit ihm rumzuhandeln. Falls sich der liebeshungrige Kunde von Zimmer 311 ergibt, so wird sich Neumann sicherlich mit der netten Mutter des Freudenhauses in Verbindung setzen und alles Weitere veranlassen. Jetzt also nur warten, das heißt, etwas auf dem Stuhl vor sich hin schlummern und vor dem geistigen Auge schon mal das so schwer verdiente Geld zählen. Aber die Augen zuzubekommen gelingt Stefan doch nicht, denn das eigenartige Mädel von Zimmer 333 kreiselt im Hotel herum wie eine  Mondspaziergängerin auf der Suche nach irgendetwas Unerreichbarem.

Oder besser gesagt nach jemandem, der ihr in ihrer kosmischen Einsamkeit zu Hilfe kommt. Allein der Nachtportier folgt unbeirrbar der Dienstanweisung, die besagt, dass in die Zimmer der Hotelgäste hineinzugehen und vielleicht noch mit diesen intime Beziehungen zu unterhalten, streng untersagt ist. Aber Isabella, so heißt die Schöne, findet auch hier einen Ausweg und bietet an, nicht gleich intim zu werden, sondern sich einfach bloß zu lieben. Und dazu muss man ja nicht ins Zimmer gehen, der Empfangstresen passt auch ganz gut dazu.         Neumann weist Isabella kategorisch zurück und bittet bereits aus Gewohnheit stattdessen im Gästebuch des Hotels entzückte Worte über den Nachtportier zu hinterlassen. Die zurückgewiesene Frau will sich an Stefan Neumann rächen und schreibt ein paar unangenehme Worte über ihn ins Buch. Das seltsame Mädchen geht mit Pathos fort, beschuldigt ihn, kundenunfreundlich zu sein und stellt ihm obendrein eine medizinische Diagnose: Impotenz.

Die Augen des Nachtportiers fallen zusammen, da weckt ihn wie absichtlich ein Mann in einem gestreiften Schlafanzug. Wie viele und was für offenherzige Worte kann man sich von einem Menschen anhören, dessen Schlaf mehrfach unterbrochen wurde! Jawohl, Herr Eisner ist Stefan Neumann irgendwie sofort ins Auge gefallen. Und jetzt hört er sich genau die Worte des von den Vorhaltungen der Frau ermüdeten Ehemannes und des von den unzähligen Forderungen der Geliebten abgehetzten Liebhabers an. Dem Mann im Schlafanzug schmerzt sein leidendes Herz, aber statt Herztropfen gießt der Nachtportier Herrn Eisner mal schnell einen Cognac ein. Einige Gläser heben die Stimmung des ansonsten nicht trinkenden Mannes. Der Liebhaber geht wieder seiner Leidenschaft nach, während seine Ehefrau schläft.

Es scheint so, dass niemand den Nachtportier diese Nacht weiter stören wird beim Versuch, wieder etwas zu dösen. Und er kommt auch um nichts auf der Welt mehr der Unbekannten entgegen, die so plötzlich im Foyer auftaucht. Hier fühlt sich Neumann an die Bestellung für den Herrn von Nummer 311 erinnert. Aussehen und Alter sagen ihm sofort, dass es sich hier um eine alte Dame handelt. Anstelle einer jungen Blondine mit ausgesuchten Manieren eröffnet sich dem Anblick des Portiers eine grauhaarige Alte, die ein verhülltes Instrument, offensichtlich einen Kontrabass, in den Händen hält. Neumann will schon die vermutete „Ware“ wieder dorthin zurückschicken, woher sie kam. Aber darunter würde auch sein Trinkgeld leiden. Das will er wiederum auch nicht und schickt die Alte weiter in die 311. Er instruiert sie prophylaktisch, dass sie im Zimmer auf keinen Fall das Licht anmachen möge, um den Kunden nicht zu Tode zu erschrecken, sondern sich im Dunkeln Schritt für Schritt  vorzutasten.  

Totenstille herrscht im Foyer des Hotels. Der Portier schläft ein, bedeckt mit der gerade zu lesen begonnenen gestrigen Zeitung. Doch auch dieses Mal wird sein süßer Schlaf von einem Hotelgast gestört. Eine einsame Frau, die in ihrem Zimmer aufgewachte, hat sich aufgemacht, ihren Mann zu suchen. Nur jetzt ist Stefan nicht mehr so gutmütig wie oftmals zuvor. Seine Nerven sind ganz durcheinander und er ist zu vielem bereit. So etwa Nägel auf den Boden des Hotels zu werfen oder dickes Glas, damit die nächtlichen Besucher aufhören, zu ihm zu kommen und ihn mit Nebensächlichkeiten aufzuregen. Umso mehr, da die unverständliche Erzählung der Frau beim Nachtportier äußerste Vorsicht hervorruft. Irgendetwas scheint ihm verdächtig am Verhalten der Frau im Nachthemd mit dem übergeworfenen Bademantel. Er antwortet auf alle ihre Fragen ausweichend. Bevor er vertraulich mit ihr wird, will er erst einmal genauer wissen, wer wirklich vor ihm steht: Die Geliebte des Herrn Eisner oder seine Ehegattin. Zur Sicherheit fragt er die Frau, welches Zimmer sie hat. Nur Frau bleibt eben Frau und in solchen Kleinigkeiten wie der Zimmernummer herrscht nicht unbedingt voller Überblick. Der Nachtportier schickt die Frau auf ihr Zimmer, damit sie noch einmal nachsähe, und erst danach könne er ihr etwas Wesentliches sagen. Die Frau beschuldigt den Nachtportier, bürokratisch und herzlos zu sein, folgt aber dennoch seinem Bitten. Bald steht die Zimmernummer fest. Die 336. Jetzt ist es nicht mehr an Neumann, zu schweigen, und er erzählt der Ehegattin des Herrn Eisner, die er als dessen Geliebte ansieht, die ganze Geschichte in aller Deutlichkeit. Die Frau kann lange nicht begreifen, wovon der Nachtportier so lange und ausschweifend spricht, der es allen recht machen will.  Als sich aber herausstellt, dass die Frau nicht in der Suite, sondern im Einbettzimmer wohnt, beginnt die Erde unter Neumanns Füßen zu beben an. Er hat sich also doch verplappert und die ganze Wahrheit über Herrn Eisners Seitensprünge dessen Ehegattin zum Besten gegeben.  Die betrogene Ehefrau will die Beiden in der Hotelsuite erwischen. Aber bald kehrt sie von dort zurück, ohne ihren Mann gefunden zu haben. Unterbewusst fühlend, dass der Nachtportier irgendetwas über Herrn Eisner weiß, bittet sie Stefan Neumann, in ihr Zimmer zu kommen. Der Nachtportier kommt dem nach und verbleibt dort für unbestimmte Zeit.  

Frühmorgens. Lärm. Buntes Treiben am Empfangstresen. Der Herr Direktor spuckt Gift und Galle, weil der Nachtportier wiederum nicht an seinem Platze ist. Nur Herr Eisner bittet ihn, nicht zu schreien und die Sache nicht an die große Glocke zu hängen, dass er eine lustvolle Nacht in den Umarmungen des jungen Mannes von Zimmer 311 und der betagten Frau verbracht hat. Georg Donner weist alle Schuld dem Nachtportier zu, der zunächst wohl den Gast mit Alkohol abgefüllt hat, um ihn danach in irgendeines der Hotelzimmer abzudelegieren. Donner will jetzt nichts hören, was zur Verteidigung des Nachtportiers beitragen soll und vermutet, dass Letzterer nichts unversucht gelassen hat, um ein weiteres Mal lobend erwähnt im Gästebuch des Hotels zu erscheinen. Auf den Lärm im Foyer hin kommt der Nachtportier herbeigelaufen, der sich erschlagen fühlt, denn er erwartete wohl nicht, Georg Donner und den Herrn Eisner zu solch früher Stunde an seinem Arbeitsplatz anzutreffen. Stefan bemüht sich,  die Hand des Direktors von der Klingel loszureißen, denn er ist wie niemand anders um den gesunden Schlaf der Gäste besorgt. Halb fünf Uhr morgens, das ist doch überhaupt nicht die Zeit für Hysterie des Herrn Direktor. Donner entlässt wiederum den Nachtportier, ganz vergessend, dass er das gestern schon getan hatte. Ganz ungelegen erscheint da das komische Mädchen von Zimmer 333, das den Herrn Direktor unvermittelt in ihr Zimmer bittet. Es scheint so, dass sich Isabella endlich dazu durchgerungen hat, sein freizügiges Angebot anzunehmen. Donner scharwenzelt offen vor ihr herum und tut dabei seiner Autorität vor den anderen sicher nichts Gutes.         

Das Mädchen geht fort und der Nachtportier begreift deutlich, welche wahren Gründe den Herrn Direktor wohl zu solch unchristlicher Stunde ins Hotel geführt haben. Aber er kann nicht ganz begreifen, warum Herr Eisner die ganze Zeit die Zimmer 339 und 336 verwechselt. Der Wortwechsel zwischen dem Nachtportier und Herrn Eisner würde scheinbar kein Ende nehmen, wenn der Direktor nicht beschlossen hätte, höchstpersönlich in der Ankunftsliste nachzusehen. Jetzt ist es Donner so klar wie das Einmaleins. Ihm dämmert, dass der Hausmeister seine Weisung nicht ausgeführt hat.

Eine Minute später kommt eine ältere Frau ins Foyer. Georg Donner lächelt ihr zu und geht ihr entgegen. Herr Eisner demgegenüber tut so, als ob er die nicht bemerke, mit der er die ganze Nacht in Zimmer 311 verbracht hat. Stefan Neumann wiederum wünscht, die ungebetene Person so schnell wie möglich aus dem Hotel zu bringen, damit sich nicht zufällig das Geheimnis von der neuen Art Dienstleistung lüfte, die der Nachtportier seinen Gästen so anbietet. Da klingelt das Telefon im völlig falschen Moment. Der Nachtportier findet sich zwischen zwei Fronten wieder: Er muss der männlichen Stimme im Hörer zuhören, aber auch Herrn Donner irgendwie hindern, mit der ergrauten Frau zu reden. Gleich werden sie wohl miteinander ins Gespräch kommen. Ihm ist klar, dass er sich beeilen muss und knallt den Hörer Herrn Eisner hin, um selbst zur unüberwindlichen Berliner Mauer zwischen dem Direktor und der gealterten Verwirrten zu werden.  

Der Nachtportier deutet Donner an, dass er sich in der Frau von Zimmer 310 getäuscht hat, die nämlich keine französische Sängerin ist, sondern eine Dame vom Gewerbe. Der Herr Direktor hört seinerseits dem Nachtportier mit Unverständnis zu und fasst dessen Worte wie eine Rede eines seelisch Kranken auf. Er bringt umgehend eine Entschuldigung bei der französischen Sängerin vor und verspricht, dass sich der Nachtportier für diese Art öffentliche Bloßstellung noch zu verantworten hat. Doch Stefan Neumann ist von seiner Sache überzeugt. Als jedoch Herr Eisner sein Gespräch am Telefon Wort für Wort widergibt, wird alles klar. Denn die nette Mutter des Freudenhauses konnte trotz aller Bemühungen kein keusches Mädchen für den Gast in Zimmer 311 finden. Donner will schon etwas zum Nachtportier sagen, der auch ohnedem versteht, dass er unwiderruflich entlassen ist. Nun kommt die Frau des Herrn Eisner ins Hotelfoyer und ist offenherzig zu ihrem Mann. Sie eröffnet ihm, dass er diese Nacht mit ihr so zärtlich war wie nie. Eisner korrigiert und besteht darauf, dass das noch vor Mitternacht gewesen sei. Alles andere hätte sie wiedermal nur geträumt. Frau Eisner entgegnet ihm, sie verstehe, dass ein wahrer Mann immer bescheiden und diskret bleibe.

Wiederum sind die Worte des Nachtportiers zu hören, mit denen er Gäste bei deren An- und Abreise bittet, sich im Gästebuch zu verewigen und dabei auch gleich dankbare Worte zu seiner eigenen Person zu hinterlassen.

Frau Eisner trägt mit Vergnügen ein paar Worte von sich aus ein. Auch Herr Eisner, angetan vom bemühten Nachtportier, gesellt sich zu seiner Frau und schreibt einige von Herzen gehende Worte ins Buch. Erst ein paar Minuten später klingelt es bei Herrn Eisner, dass er betrogen wurde. In seiner Abwesenheit muss jemand mit seiner Frau zusammen gewesen sein und das nicht wieder gut zu Machende ist geschehen … Die Vermutungen des Herrn Eisner fallen auf Hoteldirektor und Nachtportier. Der Mann versucht auf Teufel komm raus, die Wahrheit zu erfahren und mit dem Lüstling abzurechnen. Alles deutet auf Donner, der bei allen Heiligen schwört, dass er es nun wirklich nicht war. Zum Glück für Donner kommt das eigenartige Mädchen von Zimmer 333 ins Foyer und bekundet ungefragt, dass der Herr Direktor die Nacht bei ihr verbracht hat und auch zwischendurch nicht aus dem Zimmer gegangen ist. Für Herrn Eisner liegt es auf der Hand, dass dann eben der Nachtportier eine unvergessliche Nacht mit seiner Frau hatte. Der betrogene Ehemann ist nun hinter diesem her, um ihm eine auszuwischen. Der Herr Direktor kommt Herrn Eisner zu Hilfe. Zusammen nehmen sie den Nachtportier in die Zange. Die Rache der anderen vor Augen, will er allen sein Geheimnis lüften. Er, Stefan Neumann, arbeitet nämlich im Hotel nicht nur als Nachtportier, sondern auch als Hausmeister und Barkeeper.

Diese Nachricht verschlägt dem Herrn Direktor zunächst erst einmal die Sprache. Sodann brüllt er etwas Unverständliches. Er kann nicht fassen, wie man ihn, den lebenserfahrenen Menschen und Direktor, so leicht hinters Licht führen konnte. Doch es ist offensichtlich: Die hinterlistigen Augen des Nachtportiers, die witzige Frisur des Barkeepers und die große Hornbrille des Hausmeisters sprechen eine eigene Sprache. Und vor allen Dingen diese albernen orangefarbenen Turnschuhe, die ihn den ganzen Tag verfolgten.

Jetzt also will sich der Herr Direktor endgültig und unumkehrbar dazu entscheiden, nicht nur den Nachtportier, sondern dieses ganze dubiose Trio in einer Person zu entlassen. Es scheint, als könne Donner nichts umstimmen, sich für immer von Stefan Neumann zu trennen. Doch die lobenden Worte im Gästebuch wirken wie ein Persilschein zu dessen Gunsten. Denn Donner müsste ja auch auf einen Schlag einen Nachtportier, einen Hausmeister und einen Barkeeper neu einstellen. Stefan Neumann jubelt, doch nicht lange. Denn der Lohn wird für ihn nur der eine bleiben. Und das bei drei Tätigkeiten.

Bis zum Beginn der Arbeit bleiben noch einige Stunden, und der Herr Direktor schlägt vernünftigerweise vor, sich noch einmal aufs Ohr zu legen. Donner selbst geht zu Isabella in Zimmer 333. Nur Herr Eisner kann sich nicht festlegen, in welches Zimmer er gehen sollte. Geradezu absichtlich führt er den Nachtportier hinters Licht, denn einmal will er in die 336, dann wiederum in die 339.

Dann will Stefan Neumann ins Zimmer 311 gehen, wo er sich endlich ordentlich ausschlafen kann. Eisner ist vor Schrecken außer sich, weil er sich nicht vorstellen kann, wie man den Rest der Nacht nicht nur mit einem, sondern gleich zwei Männern in einem Zimmer verbringen kann, da er ihn nicht aus dem Blick lassen darf, damit er nicht schon wieder etwas anfänge mit seinen Frauen.

Der Nachtportier geht müde in Zimmer 311, doch Herr Eisner will ihn mit allen Mitteln daran hindern.

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